Andacht vom 13. Juni (Öffne deine Augen und sehe!)
Shalom ich wünsche dir einen gesegneten und besinnlichen Tag. Der Herr gab dir zwei Ohren und einen Mund, sei fleißig im Hören und bedacht im Reden. Komme in die Ruhe Gottes, der Herr möchte zu dir reden, wer Ohren hat der höre!
Öffne deine Augen und sehe!
Lukas 16, 19-31 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein armer Mann mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voller Schwären und begehrte sich zu sättigen von den Brotsamen, die von des Reichen Tische fielen; doch kamen die Hunde und leckten ihm seine Schwären. Es begab sich aber, dass der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und ward begraben. Als er nun in der Hölle und in der Qual war, hob er seine Augen auf und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich mein und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme. Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet, und du wirst gepeinigt. Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, dass die wollten von hinnen hinabfahren zu euch, könnten nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren. Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, dass er ihnen bezeuge, auf dass sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham sprach zu ihm: Sie haben Mose und die Propheten; lasse sie dieselben hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham! sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde.
Dieses Gleichnis ist von einer solchen Meisterschaft des Aufbaus, dass auch nicht ein überflüssiges Wort darin enthalten ist. Wir sollen einmal die Charaktere der beiden Menschen betrachten, die darin vorkommen.
Das ist zunächst einmal der Reiche. Jedes Wort über ihn zeigt dir, in welchem Überfluss er lebte. Er war in Purpur und köstliche Leinwand gekleidet. So werden auch die Gewänder der Hohepriester beschrieben. Jedes Gewand kostete mehrere hundert Euro, eine riesige Summe zu einer Zeit, als ein Tagelöhner etwa fünfzig Cent am Tage verdiente.
Das griechische Wort, das für die Lebensweise des Reichen gebraucht wird, besagt, dass er ein Schlemmer und Feinschmecker war, der köstliche und fremde Gerichte bevorzugte. Alle Tage lebte er so und verging sich damit vorsätzlich und eindeutig gegen das dritte Gebot, das nicht nur die Arbeit am Sabbat verbot, sondern auch vorschrieb: „Sechs Tage sollst du arbeiten“(2.Mos20, 9).
In einem Land, in dem sich die einfachen Menschen glücklich priesen, wenn sie einmal in der Woche Fleisch zu essen hatten, wo die Menschen sechs Tage in der Woche schwer arbeiten mussten, verkörperte der Reiche ein Leben in Träger Genusssucht. Lazarus wartete dagegen auf das, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Zur Zeit Jesu gab es weder Messer, noch Gabeln, noch Mundtücher. Man aß mit den Fingern, die man sich in sehr wohlhabenden Häusern an einem Stück Brot abwischte. Das Brot wurde anschließend fortgeworfen. Auf dieses Brot nun pflegt Lazarus zu warten.
Der Reiche verkörpert Überfluss und Verschwendung. Der Reiche verkörpert meines Erachtens auch die heutige Konsumgesellschaft. Heutzutage leben viele Menschen im Überfluss, viele Dinge werden wegeschmissen wenn sie ausgedient haben. In der Kindheit fängt dieses Konsumverhalten an, die Kinder haben immer Größere und immer mehr Wünsche, dafür tun die Eltern meist auch alles. Jeder Wunsch musst befriedigt werden, Kredite sind an der Tagesordnung um diese Wünsche zu befriedigen. Wertgeschätzt wird kaum noch etwas, vielleicht im ersten Augenblick ist das neue Interessant, aber am nächsten Tag ist die Gier befriedigt und der Reitz einfach weg. Ich persönliche finde das dass schlimme daran ist, dass durch dieses Kaufverhalten, die Liebe gemessen wird. Wenn du es mir kaufst, liebst du mich und wenn du mir es nicht kaufst, liebst du mich nicht. Menschenkind, werde Wach und strecke dich nach der richtigen Liebe und nach den wahren wichtigen Dingen in deinem Leben aus. Eltern, rettet eure Kinder und hört ihre stummen Schreie nach Liebe. Sie wollen Liebe von dir und nicht mit Konsumgütern zu geschmissen werden.
Da ist zweitens Lazarus. Er ist merkwürdig, dass Lazarus die einzige Person ist, die in einem der Gleichnisse mit Namen genannt wird. Bei dem Namen handelt es sich um die latinisierte Form von Eleasar, was so viel wie Gott ist meine Hilfe heißt. Lazarus war ein mit eiternden Wunden bedeckter Bettler. Er war so hilflos, dass er nicht einmal die in den Straßen umherstreunenden Hunde, unreine Tiere, die ihn belästigten, abwehren konnte. Lazarus ist der Inbegriff hilfloser, elender Armut.
Das ist die Szene, die in dieser Welt spielt. Danach wird uns unvermittelt das nächste Bild vorgeführt: Dort findet Lazarus alle Herrlichkeit und der Reiche erduldet Qualen. Worin bestand die Sünde des Reichen? Er hatte weder befohlen, dass Lazarus von seiner Tür gewiesen wurde, noch hatte er etwas dagegen, dass Lazarus das Brot erhielt, das von seinem Tisch fiel. Er stieß Lazarus auch nicht absichtlich grausam gegen ihn.
Die Sünde des Reichen bestand darin, dass er nicht einmal Notiz von Lazarus genommen hatte, dass er ihn einfach als zu seiner Umgebung gehörig hingenommen hatte, dass er geglaubt hatte, es sei das Natürlichste und Unabänderlichste auf der Welt, dass Lazarus Hunger und Schmerzen ertrug, während er selbst im Überfluss schwelgte. Auch in der heutigen Zeit, sind viele schreckliche Dinge, einfach normal geworden für uns Menschen, wir stumpfen immer mehr ab. Wir sehen das Leid und tuen einfach nichts dagegen. Natürlich, bei großen Katastrophen spenden wir unseren Beitrag, aber danach gehen wir blind durch die Straßen, das Leid in der Nachbarschaft ist uns egal. Wir warten bis zur nächsten Weltkatastrophen, dann spenden wir vielleicht wieder, damit wir auch sagen können, wir hätten auch gespendet.
Für den reichen war dieser Zustand völlig normal, er stopfte sich mit seinen Überfluss voll, bis es ihm zu allen Körperöffnungen wieder rauskommt, währenddessen ein Bedürftiger neben ihm verhungern konnte. Ich glaube er hätte auch nicht wirklich Lazarus seinen Tod mitbekommen, irgendwann später hätte er seinen Leichnam beseitigen lasse. Jemand hat einmal gesagt: „Nicht, was der Reiche tat brachte ihn in den Kerker der Hölle, sondern vielmehr das, was es unterlassen hatte“. Der Reiche sündigte, weil er Not und Leid der Welt sah, ohne dass das Schwert des Grams und des Erbarmens sein Herz durchdrang. Er konnte einen hungrigen, von Schmerzen geplagten Menschen ansehen, ohne ihm zu helfen. Ihm widerfuhr die Strafe eines Mannes, der von nicht Notiz nimmt.
Es kommt dir vielleicht hart vor, dass seine Bitte, wenigstens seine Brüder zu warnen, zurückgewiesen wird. Aber es ist eine schlichte Tatsache: Wer durch das Wort Gottes im Besitz der göttlichen Wahrheit ist und trotzdem weder Mitleid empfindet noch auf Abhilfe bedacht ist, wenn ihm, wohin er auch blickt, Leid begegnet, dass nach Trost verlangt, Not, die gewendet werden müsste, Schmerzen, die nach Erleichterung schreien, der wird sich in keinen Fall ändern. Ich sage hier nicht, er wird sich nie ändern, Gott kann auch hier Wunder vollbringen aber es wird ein langer steiniger Weg. Sei stets der schrecklichen Mahnung eingedenk, dass die Sünde des Reichen nicht darin bestand, dass er etwas Böses tat, sondern darin, dass er etwas Gutes unterließ.
Öffne deine Augen für das Leid in deinen Umfeld, gehe auf die Straße und helfen den Bedürftigen. Öffne deine Ohren und höre das Schreien und Flehen deiner Mitmenschen, höre den stummen Schrei nach Liebe. Du als Nachfolger Jesus Christus bist verpflichtet an dem Leid deiner Mitmenschen, deiner Nachbarn, mit Gottes Hilfe etwas zu verändern.
Gottes Schutz, Segen und Frieden.
euer Thorsten Thiem