Wie geht’s es Dir
Wie geht’s es Dir
Wie geht es dir? Es geht mir gut, danke für die Nachfrage. Wie oft stellen wir Menschen uns diese Frage gegenseitig und wie oft bekommen wir eine falsche Antwort. Ein Frage die zu eine Floskel verkommen ist, weil wir auch nie wissen können, wann diese Frage aus ernsthaften Interesse gestellt wird oder nur weil sie ein wahres Interesse vorkaugelt. Ein Frage die das Gespräch auflockern soll und gezwungene Harmonie vorspiegelt.
Wie geht es dir? Ein Frage die wir nicht unbedacht stellen sollten, den es könnte geschehen, dass wir eine wahrheitsgemäße Antwort bekommen, dann müssen wir bereit sein für den Befragten da zu sein, ihn aufzufangen, wenn er sich gerade im Fall befindet. Können wir mit einer wahrheitsgemäßen Antwort umgehen, können wir mit den tiefen Abgründen der Seele eines anderen Menschen umgehen. Einer der tief in der Scheiße steckt, braucht keine Oberflächige Antwort, er braucht deine emotionale Unterstützung und tatkräftige Unterstützung. Er braucht Zeit und kein Gespräch vor der Tür oder auf dem Büro Flur.
Wie sieht deine Antwort aus, wenn dir diese Frage gestellt wird, bist du immer ehrlich oder sagst du ein kurzes Gut, damit du danach schnell wieder deine Ruhe hast. Wie sieht es mit deiner Bereitschaft aus, eine ehrliche Antwort zu geben, bist du bereit dein tiefes innere, nach außen zu drehen? Bist du bereit Hilfe anzunehmen, wenn dir es nicht so gut geht? Oder bleibt alles beim Alten, bleibt es beim „Mir geht es gut, danke der Nachfrage“. Kurz, Knapp und schon Anonym.
Wir Menschen entfernen uns immer weiter voneinander, meist steht sich jeder selbst am nächsten. Bloß keine Schwäche zeigen, jeder muss stark sein, damit wir den Kampf in dieser Welt bestehen können. Keiner vertraut sich mehr jemanden an, selbst Freundschaften sind meist oberflächlich und vergehen so schnell wie sie gekommen sind. Der andere ist unwichtig, Mir, meins und ich steht an der Tagesordnung, was geht’s mich an. Es wird weggeschaut, wo wir einfach hinschauen und helfen sollten. Alles ist schnelllebig, der Kopf kommt gar nicht mehr zur Ruhe, immer gibt es irgendetwas zu denken. Es gibt keine Ruhe mehr, alles ist Stress und löst Stress aus.
Es ist keine Zeit mehr dafür eine ehrliche Antwort zu geben auf die Frage „Wie geht es dir“, darum ist es eine Floskel auf die fast niemand eine ehrliche Antwort erwartet, Ehrlichkeit kostet viel zu viel Zeit und Zeit ist ein mangelndes Gut. Kaum jemand hat mehr die Zeit einen hilfsbedürftigen zu unterstützen, es lebe die Geldspende, sie ist schnell und knackig. Geld löst doch alle Probleme, was zählt das die Einsamkeit meines Nächsten. Immer Anonymer wird unser Sein, keiner weiß vom nächsten etwas, nicht mal mehr der Name des Nachbars ist bekannt. Wohnungstür auf, es kommt jemand Wohnungstür zu, Wohnungstür auf, der Hausflur ist leer, nun kann ich gehen. Nun kann ich sicher sein, das mich keiner fragt „Wie geht es dir“ oder ich komme nicht in Versuchung jemanden zu Fragen „Wie geht es dir“. Ich würde eh nur aus vorgegaukelten Interesse fragen, man fragt es halt, interessieren tut mich das nicht wirklich.
Anonym und allein ist das Sein in dieser kalten und großen Welt. Tür an Tür und doch allein, Tür an Tür und doch so weit weg und unbekannt. Wahre Freundschaften gibt es nur noch im World Wide Web, da wo jeder ehrlich und interessiert ist, dort wo alles anders ist, dort wo alles besser und anonym ist. Hier kann lässt sich am besten dosieren, was ich von mir Preis gebe und wie ich mein Leben darstelle, hier kann ich mein Wunschleben leben, hier bin ich ein Held. Menschen chatten miteinander, vielleicht leben sie Tür an Tür und ignorieren sich im wahren Leben vor Ort, doch im WWW sind sie Freunde, wahre Freunde und so ehrlich zueinander.
Was habe ich aus meinen heutigen Gedanken gelernt?
Ich frage „Wie geht es Dir“ nur noch, wenn ich es wirklich wissen will und wenn ich auch wirklich Zeit für die Antwort habe.